AnsichtskartenHistorische Ansichtskarten erlauben nicht nur die Kenntnis über die Vergangenheit, sondern vermitteln gleichsam ihre Sichtbarkeit. Mit den Ansichten lässt sich einerseits nachprüfen, was von der alten Zeit noch übriggeblieben ist, andererseits vermitteln sie uns eine Vorstellung dessen, was die vergangenen Jahrzehnte fortgespült haben. Vielleicht liegt der Reiz in alten Ansichten (und Ansichtskarten) darin, dass sie den Eindruck erwecken, die Landschaft und die Gebäude hätten ihre Ursprünglichkeit bewahrt: Obwohl wir alle wissen, dass die vergangenen Jahrhunderte keineswegs harmonisch und stabil waren, so lassen wir uns doch gerne zur Rückschau mit verklärtem Blick verleiten. Im Grunde genommen erzählen sie von einer Zeit, in der die Technikeuphorie und der Modernisierungswahn noch nicht so stark um sich gegriffen hatten und in der nicht alles einer radikalen Veränderung unterworfen werden musste – zumindest kommt es uns so vor. So gesehen sind Ansichtskarten auch Medien der Nostalgisierung. Wie auch immer Ansichtskarten zur Vergangenheit (und deren Bebilderung) stehen, sind sie doch stets im Verhältnis zwischen Produktion (Verlag und Photograph) und Perzeption (Käufer und Adressat) zu lesen. Der Verlag zeigt in der Regel die Landschaft des jeweiligen Ortes so, wie er annimmt, dass sie vom Adressaten gerne wahrgenommen wird. Sie geben aber auch Auskunft über die Präferenzen des Betrachters, der sowohl der Käufer dieser Karte sein kann, als auch der Empfänger. Die privaten Botschaften auf den Karten liefern oft zusätzliche Informationen. Obwohl man vom Adressaten den Namen und die genaue Anschrift kennt, weiß man von ihm eigentlich am wenigsten.
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